„Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung“ (Immanuel Kant)
Warum ich seit Beginn der sogenannten „Corona-Pandemie“ meine Tätigkeit als Generalbotschafter der „Freien“ Republik Užupis niedergelegt habe. Warum wir über die Corona-Zeit reden und dabei auf der klaren Trennung von Fakten und Fiktion bestehen müssen. Welche Rolle unser Wirtschaftssystem dabei spielt. Darüber und über vieles mehr müssen wir reden – im Namen unserer Freundschaft. Mein Rückblick auf die letzten drei Jahre mit Hilfe von Hannah Arendt, Slavoj Zizek und vielen anderen. Und der wunderbaren Verfassung unserer kleinen “Freien” Republik Užupis.
“Lass dich nicht unterkriegen! – Schlage nicht zurück! – Gib nicht auf!”
(aus der Verfassung der “Freien” Republik Užupis)
Update: Vielen Dank für die positiven Reaktionen auf meinen Artikel! Einige hochrangige Staatsbeamte in Užupis haben mich gefragt, was das alles mit Corona zu tun hat. Meine Antwort: Eine Republik, die sich frei nennt, aber die verfassungsmäßigen Freiheiten nicht verteidigt, ist nur auf dem Papier frei und muss sich grundlegend in Frage stellen. Sapere aude!
english version / lietuvių kalba
“Toleranz besteht nicht darin, daß man die Ansicht eines anderen teilt, sondern nur darin, daß man dem anderen das Recht einräumt, überhaupt anderer Ansicht zu sein.” Viktor Frankl
Mein Freund,
noch ist es ruhig in meinem herbstlichen Innenhof in Vilnius, ein früher Morgen Ende November: draußen ist es dunkel, in der Nacht hat es gefroren. Hinter mir höre ich das Feuer im Ofen – wie ich das Geräusch liebe! -, die Kerze brennt und der Kaffee steht neben ihr auf dem Tisch. Davor meine Mind-Map, mit deren Hilfe ich vor wichtigen Texten meine Gedanken ordne.
Ich hatte Dir die Rede von Prof. Homburg im Deutschen Bundestag via mail gesendet, die ich in meinem litauischen Nachrichtenportal mit einigen einleitenden Worten veröffentlicht hatte. Im obigen Beitrag der Ärzte für Aufklärung findest Du sie leicht erweitert und mit Nachweisen versehen. Die ganze Rede wurde samt meiner einleitenden Worte (s.u.) von dem populären katholischen Nachrichtenportal Bernardinai.lt veröffentlicht. Das freut mich, weil es mir zeigt, dass ich nicht alleine bin. In der Rede weist Homburg nach, dass es keine Pandemie gegeben hat. Das wichtigste Merkmal einer Pandemie ist die Übersterblichkeit, und die gab es 2020 in Deutschland nicht. Seine Argumente belegt er mit Zahlen von staatlichen Institutionen, sie sind also gut belegt und schwer zu widerlegen. Ich weiß, Du bist hochintelligent und magst als logisch denkender Mensch Argumente. Deshalb bat ich Dich, mir begründet mitzuteilen, was an den Aussagen von Homburg nicht stimmt.
Schnell bekam ich deine Antwort: dass die Rede nicht im Deutschen Bundestag (als Institution) gehalten wurde, sondern dass sie im Rahmen eines Symposiums von der AFD (Alternative für Deutschland) im Bundestag (als Gebäude) veranstaltet wurde und ich bewusst meine Leser „in die Irre führen“ würde. Dass ich nicht gründlich recherchiere und dass überhaupt Homburg und andere in anderen Themenfeldern (in welchen sagst Du nicht) unglaubwürdig argumentiert haben und Du Dich deshalb nicht mit seinen Argumenten auseinandersetzt
Ich antwortete: „Ich hatte Dich um Argumente gebeten, die die von Prof. Homburg vorgestellten Fakten widerlegen; dass die Rede im Bundestag (als Gebäude) gehalten wurde; dass ich die Rede Homburgs übersetzt hätte, wenn das Symposium von den Grünen veranstaltet worden wäre und wo überhaupt die Auseinadersetzung der anderen Parteien mit der Coronavergangenheit zu finden sei? Dazu zitierte ich Zizek, dass es die größte Errungenschaft der Aufklärung sei, das ein Argument ein Argument bleibe, unabhängig davon, wer es ausspricht. Und dass Argumente in der Wirklichkeit beheimatet sein müssen (d.i. auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden können) und entscheidend sind, um gemeinsam bestmögliche Entscheidungen zum Wohle der Menschheit zu erreichen.
Das Zitat von Slavoj Zizek habe ich nicht gefunden -ist aber auch nicht so wichtig, weil die Aussage auch richtig wäre, wenn z.B. ich -ein einfaches Kind aus einer Arbeiterfamilie in Westfalen- sie aussprechen würde. Dafür habe ich viele andere bemerkenswerte Zitate von ihm gefunden. Einige werde ich im Text einbringen.
„Ich bin weder naiv, noch unrealistisch. Ich weiß, dass es keine große Revolution geben wird. Trotz all dessen können wir nützliche Dinge tun, wie dem System Grenzen zu setzen.“
Slavoj Žižek
Immer wieder muss ich an die Diskussionen mit meinen Studenten denken, die mir schon einige Jahre vor Corona deutlich machen wollte, dass man im Grunde immer für alle Seiten gute Argumente finden könnte, so dass wir letztendlich keine feste Entscheidungsgrundlage hätten. Demnach wäre Wahrheit etwas beliebiges. Dem widersprach ich schon damals heftig. Um als Beispiel die sog. Coronapandemie zu nehmen: Das entscheidende Merkmal für eine Pandemie ist die Übersterblichkeit. Gab es keine Übersterblichkeit, dann gab es auch keine Pandemie. Das zeigt Prof. Homburg mit offiziellen Zahlen für Deutschland, die überprüft werden können (weitere Artikel zum Thema Sterblichkeit in der Coronazeit findest Du hier).
Wie wichtig das Festhalten an Argumenten -und damit an der Wirklichkeit!- ist, betont Hannah Arendt, die wichtigste Denkerin zum Totalitarismus im 20. Jahrhundert. Sie wurde nur 150 Kilometer von Litauen in Königsberg geboren und hat als Jüdin den Faschismus am eigenen Leib erfahren. Eine bewundernswerte und scharfsichtige Denkerin, die in Litauen auf ihre Wiederentdeckung wartet.
Arendt war übrigens am meisten enttäuscht von den Intellektuellen, die sich nicht nur Hitler zuwandten, sondern dafür auch noch gute Gründe fanden. Besonders hervorgetan hat sich dabei eine Berufsgruppe: die Ärzte sind ab 1933 massenhaft in die fachistische Partei NSDAP eingetreten. Viele waren von Hitler begeistert. Viele traten in die NSDAP ein, weil sie sich persönliche Vorteile versprachen.
Du hast Dir also immerhin die Mühe gegeben, mir zu antworten und damit gezeigt, dass Dir unsere Freundschaft wichtig ist. Ich danke Dir dafür. Die Argumente Homburgs widerlegt hast Du nicht. Das ist auch nicht möglich, weil er sauber begründet und seine Aussagen mit überprüfbaren (staatlich beglaubigten) Quellen belegt. Kurz: Du hast Dich geweigert, mir inhaltlich zu antworten. Wie so viele, die heute sagen: „Corona ist vorbei, mit dem Thema will ich nichts mehr zu tun haben!“ Und uns Impfskeptiker immer noch als „Schwurbler“ und „Verschwörungstheoretiker“ bezeichnen, obwohl sich alle unsere Aussagen („Impfstoffe sind experimentell und die Nebenwirkungen nicht absehbar; sie verhindern weder eine Infektion noch eine Weitergabe des Virus“ usw.) bewahrheitet haben und z.B. von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) bestätigt wurden. Übrigens haben wir niemals gesagt, dass die Erde eine Scheibe ist, auch wenn Ihr uns das infamerweise unterstellt habt.
Es gab schon 2020 profunde wissenschaftliche Studien, dass ein ausreichender Vitamin-D Haushalt hervorragend gegen den Corona-Virus schützt. Über Ivermectin -als Pferdemedizin diskreditiert und jetzt offiziell in seiner Wirksamkeit von der amerikanischen Arzneimittelbehörde bestätigt– kannst Du dich selbst informieren. Beide nebenwirkungsfrei, gut für die Gesundheit und Prophylaxe und so gut wie kostenlos. Die skandalöse Impfstoffbeschaffung der EU hat uns schätzungsweise 100 Milliarden gekostet.
Woher kommt Deine Weigerung, die Wirklichkeit anzuerkennen? Ich vermute: wenn Du Dich ernsthaft mit den Argumenten (!) auseinandersetzen würdest, müsstest Du die Narrative, die die Grundlage deines Lebens sind, grundsätzlich in Frage stellen.
Die meisten von uns würden als Folge ihre berufliche und materielle Existenz gefährden. Beispiele von mutigen Menschen, die ihre Existenz verloren haben, z.B. von Ärzten, die wegen der Ausstellung von Impfbefreiungen ihre Lizenz verloren und sogar ins Gefängnis gesteckt wurden (!), gibt es zu Hunderten, Homburg erwähnt auch sie. Denk an unseren gemeinsamen Freund, den fest verbeamteten Lehrer, der als Ungeimpfter begründet fürchtete, seine Arbeit zu verlieren. Mehrmals wurde er von seiner Direktorin verwarnt, weil er staatliche (!) Corona-Statistiken im Unterricht mit seinen Schülern besprach. Das wäre vor fünf Jahren undenkbar gewesen.
Da hatte ich es ein wenig leichter, weil ich schon vor mehreren Jahren aus dem System gefallen bin und mein Leben mir mehrmals deutlich gemacht hat:
Dafür bin ich jetzt froh und dankbar, auch wenn es mir damals schwer zu schaffen gemacht hat. Es hat mir das Verstehen unserer Situation deutlich erleichtert. Und ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, wie ich mich in der Corona-Krise als verbeamteter, gut bezahlter Lehrer in Deutschland verhalten hätte. Zudem, wenn ich dazu noch eine Familie zu ernähren und eine Wohnung abzubezahlen hätte. Zehn Jahre vor meiner Beamten-Pension, die drei mal höher ist als die normale deutsche Rente (für meine litauischen Leser: Das sind die Deutschen, die in Nida Urlaub machen. Beamte haben auch eine deutlich bessere Krankenversicherung. Und: würde mein verbeamteter deutscher Freund und Lehrer sterben, hätte seine deutlich jüngere Frau Anspruch auf eine üppige Rente bis an ihr Lebensende. Und viele Privilegien mehr. All das finanziert durch Steuergelder).
Das Coronanarrativ wurde in der Presse unsäglich einseitig dargestellt -und dazu noch von so offensichtlich bestenfalls durchschnittlichen Politikern und sog. Experten-, dass Zweifel nicht erlaubt waren. In mir wuchs das Bedürfnis, etwas zu tun und ich rief die Internetseite „sapereaude.lt“ ins Leben. Der Name ist der zentrale Gedanke in einem der wichtigsten Texte unserer europäischen Aufklärung und bedeutet: „Habe Mut, Dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Verlasse dich nicht auf Autoritäten. Das war zu meiner Schulzeit noch Pflichtlektüre. Du findest den Text hier.
Hast Du jemals Deinen Standpunkt in Frage gestellt? Glaubst Du wirklich, dass die Wirklichkeit nur aus schwarz und weiß besteht?
Artikel 35 unserer Verfassung: Kein Mensch hat das Recht, einem Anderen Schuld zuzuweisen.
Ich war ausgestoßen, und dass in meiner geliebten freien (!!) Künstlerrepublik Užupis, die von sich behauptet, so klein zu sein, dass in ihr jeder Platz findet. Eines der Paradoxe, die ich so mag. Dass das mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat, habe ich unmissverständlich erfahren. Deutlich las ich die Gedanken, wenn ich mich auf die Straße wagte: „Da ist der Impfskeptiker, der uns allen schadet.“ Wie gern hätte ich von Euch Argumente gehört, die mir begründet widersprochen hätten. Zum Beispiel über den PCR-Test-Wahnsinn oder über Ioannidis, den anerkannten und weltweit wohl meistzitierten Medizin-Staitistiker, dessen wissenschaftliche Aussagen über die (Un-) Gefährlichkeit von Covid-19 sich alle als richtig erwiesen haben. Aber: Die Diskussion wurde mir verweigert. Und es gab keine Argumente, die einer kritischen Auseinandersetzung standhielten.
Artikel 38. Jeder Mensch hat das Recht, keine Angst zu haben.
Es gab nur: Angst, bewusst geschürt durch die aus dem Kontext gerissenen Fotos aus Italien. Und ein vor 10 Jahren von der WHO geänderter Pandemiebegriff, mit dem praktisch jeder Husten zu einer Pandemie erklärt werden konnte. Dabei war laut dem Krisenplan der Bundesregierung (und das galt bis Corona weltweit) die wichtigste Regel im Falle einer „echten“ Pandemie: Die Menschen beruhigen und auf keinen Fall Panik schüren! Das Gegenteil wurde gemacht: die Angst wurde angeheizt und ein sachliches Gespräch war schon bald nicht mehr möglich.
„Keine Herde, sondern besonders (einzig) sein. Und deshalb nicht allein.“ (Ne bandos, o vienintelės. Ir todėl ne vienišas.“ Romas Lileikis)
Die Worte des Präsidenten unserer kleinen friedlichen Republik klangen mir oft im Ohr, aber: selbst in unserer kleinen Republik, voll von sog. Künstlern und Freigeistern, liefen alle von Angst getrieben in der Herde. Und ich war das schwarze Schaf, und es gab nicht einen, der dieser Massenpsychose nicht verfallen war und der offen zu mir gestanden hätte. Von einer Weiterführung meines Gartenprojekts -an der frischen Luft (!)- konnte keine Rede mehr sein. Ich war derjenige, der sich der Wissenschaft verweigerte. Dass es logischer Irrsinn ist, wenn sich Geimpfte vor dem Ungeimpften fürchten, war in der allgemeinen Hysterie völlig untergegangen. Dass alle Argumente für die Impfung an den Haaren herbeigezogen waren, wissen wir jetzt. Und wir haben seit der Impfung eine signifikante Übersterblichkeit (siehe hier und hier).
Und als die sogenannte Pandemie vorbei bzw. von dem furchtbaren Ukraine-Krieg verdrängt wurde, wurde ich wieder ausgestoßen: ich wurde von Euch zum Putin-Anhänger gemacht. Über mich ging/geht seitdem das Gerücht um, ich stünde auf der Seite Russlands. Wie ist es dazu gekommen?
Ich hatte mich durchgerungen, wieder eine Veranstaltung in unserem Parlament (Užupio kavine) zu veranstalten. Ich wollte in der Vorweihnachtszeit 2022 einen wunderbaren Weihnachtsfilm zeigen und im Anschluss ein Konzert organisieren.
Als ich eine Barfrau der Kavine im Spunka um ihre Meinung bat, erwiderte sie: „Andreas, bevor ich Dir antworte, muss ich eins klären.“ Sie schaute mir ernst in die Augen, und mir schien, dass alle Kneipenbuesucher um uns herum den Atem anhielten: „Andreas! Slava Ukraini?!“ Ich war verwirrt. Ich hatte mehrmals zuvor die russische Okkupation klar verurteilt. Ebenso hatte ich auf die geopolitischen Interessen Amerikas hingewiesen und die Frage in den Raum geworfen, wie sich die USA verhalten würden, wenn China oder Russland in Mexiko bzw. Kanada Atomraketen aufstellen würden, die Washington binnen fünf Minuten erreichen könnten (wenn auch mit der klaren Beteuerung China/Russlands, dass die Raketen gegen Nordkorea gerichtet seien). Zudem fällt es mir schwer, einen Gruß zu benutzen, der unter den Mitgliedern der „Organisation ukrainischer Nationalisten“ (OUN) besonders populär war. Die OUN befand sich in einer Kooperation mit den deutschen Faschisten, stellte SS-Freiwilligenbataillone, sie tat sich als Verfolgerin und Mörderin von Juden, Polen, Roma und Sinti, Russen und insbesondere Angehörigen der Roten Armee hervor.
Ich verstehe auch nicht, wie Litauen den furchtbaren Irakkrieg unterstützen konnte, der von den Amerikanern herbeigelogen wurde. 500000 Kinder starben dort als Folge des von Litauen unterstützen Krieges. Darüber will hier niemand reden. Gelten hierfür andere Maßstäbe? Und bitte fang nicht an, mich des “Whataboutism” zu bezichtigen. Das ist angesichts so vieler unschuldiger Opfer durch die barbarischen Massaker unangebracht.
Dass die Briten zudem die Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland vereitelt haben und als Folge Hunderttausende junge Männer grundlos starben, kannst Du z.B. hier nachlesen. Das wurde auch von Ukrainern bestätigt, die an den Verhandlungen teilgenommen haben. Und wenn diese vom Krieg traumatisierten Männer irgendwann aus dem Krieg nach Haus kommen, werden sie feststellen müssen, dass der fruchtbare ukrainische Ackerboden an Oligarchen und internationale Konzerne verkauft wurde. Der Boden, für den sie kämpfen, gehört ihnen nicht mehr! Vor unseren Augen wird die Ukraine ausverkauft (siehe die folgenden zwei Links).
Ich sagte also: „Ich bin für den Frieden.“
Ich will meine Kinder nicht in Kriegen verlieren, die noch nie unseren Interessen gedient haben.
Offene Feindschaft schlug mit entgegen. Mehrere Menschen grüßen mich seitdem nicht mehr. Das hat mich tief getroffen. Deshalb gebe ich hiermit bekannt: Solange ich mich in Užupis nicht für den Frieden bekennen kann, und solange wir einander nicht zuhören und offen über die Corona-Zeit reden, lege ich mein geliebtes Amt als Generalbotschafter für Deutschland für die Freie (!) Republik Užupis nieder.
Artikel 1: Jeder Mensch hat das Recht, am Fluss Vilnelé zu wohnen, und der Vilnelé hat das Recht, an
jedem vorbei zu fliessen
Republik heißt wörtlich öffentliche und damit gemeinsame Sache. Bedingung ist der Mut von jedem, seine Meinung öffentlich zur Diskussion zu stellen und gehört zu werden. Machen wir uns nichts vor: diese gemeinsame Sache gab es in Užupis schon vor Corona nicht mehr.
Der Erfolg von Užupis beruht darauf, Projektionsfläche für ein geglücktes und freies Leben zu sein. Weil dieses Leben den meisten in unserer Gesellschaft verwehrt wird (und uns zudem noch eingeredet wird, dass wir selbst schuld daran sind, weil wir nicht „gut genug“ sind), ist die Idee eines freien Staates, in der jeder Bürger in Freiheit all seine Fähigkeiten entwickeln kann so faszinierend. Doch unsere Projektionsfläche für ein freies und geglücktes Leben ist leer, wir haben keine gemeinsame Idee, wie ein solches Leben aussehen könnte bzw. was ihm entgegensteht. Wir sind ohne Orientierung. Dabei steht alles in unserer wunderbaren Verfassung. Wenn wir uns nicht auf ihrer Grundlage gemeinsam neu besinnen, werden wir in Zukunft sein, was wir jetzt schon sind: eine Touristenattraktion und ein hippes Wohnviertel für Menschen, die es sich leisten können. Mit einigen schönen Traditionen, aber keiner Anziehungskraft gerade für junge Menschen, sich zu beteiligen.
Angst schaltet die Vernunft aus, und unbestimmte Angst, die kein Objekt hat -den Virus konnte ja niemand sehen und anfassen (das gilt auch für den Terrorismus und das Klima), er ließ sich ja nur über die viel zu sensiblen und nachgewiesen fehleranfälligen PCR-Tests nachweisen- richtet die schon vorher vorhandene Wut auf einen Sündenbock. Dieser Sündenbock war ich: denn ich hatte es als einer der wenigen gewagt, die Impfung öffentlich in Frage zu stellen. Diesen Mechanismus hat Mattias Desmet, dessen Buch „Psychologie des Totalitarismus“ wir in unserem Parlament gemeinsam lesen sollten, anschaulich erklärt. Es wird demnächst auf Litauisch erscheinen. Zudem habe ich dafür gesorgt, dass Desmet im Mai im litauischen Parlament redet.
Es schaudert mir bei der Vorstellung, was passiert wäre, wenn die Impfpflicht gekommen wäre. All mein theoretisches Wissen über den Faschismus – den hatte ich als guter Nachkriegsdeutscher während meines Studiums umfassend zu verstehen versucht- füllte sich mit Wirklichkeit.
Aufarbeitung der Vergangenheit
In meiner Einleitung zur Rede von Prof. Homburg habe ich versucht, meinen litauischen Lesern den Begriff “Aufarbeitung” näher zu bringen.
“Aufarbeitung” ist ein deutsches Wort, dass nicht so einfach ins Litauische übersetzt werden kann. Die bestmögliche Übersetzung wäre wohl: mit der Vergangenheit ins Reine kommen. Zentrale Frage der “Aufarbeitung” in ihrem historischen Kontext ist, wie die Deutschen mit ihrer faschistischen Vergangenheit umgehen. Mit dieser Frage beschäftigten sich u.a. die Philosophen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, deren “Kritische Theorie” großen Einfluss auf die deutsche Nachkriegsgeschichte hatte. Im Anschluss ein wichtiger Gedanke Adornos zu diesem Thema.
„Aufgearbeitet wäre die Vergangenheit erst dann, wenn die Ursachen des Vergangenen beseitigt wären. Nur weil die Ursachen fortbestehen, ward sein Bann bis heute nicht gebrochen.“
Erziehung zur Mündigkeit: Vorträge und Gespräche mit Hellmut Becker 1959 – 1969
Was Adorno hier nur andeutet, hat Mussolini unverblümt ausgesprochen: “Der Faschismus sollte Korporatismus heißen, weil er die perfekte Verschmelzung der Macht von Regierung und Konzernen ist.”
Warum Covid für mich noch nicht vorbei ist? Ich versuche, mich kurz zu halten: weil in einem zuvor unvorstellbaren Ausmaß die Menschenrechte -u.a. mein Recht auf körperliche Unversehrtheit“- außer Kraft gesetzt wurden und es nur noch ein winziger Schritt war, der die Impfskeptiker, die ja sowieso schon ausgestoßen waren, von einer Zwangsimpfung bzw. Zwangskasernierung getrennt hat, weil sie angeblich gefährlich für die „Volksgesundheit“ waren. In den deutschen Medien wurden wir als „Ratten“ bezeichnet. Wir erfuhren am eigenen Leib, wie dünn die Zivilisationsschicht ist, die uns von der Rechtlosigkeit trennt. Wir waren faktisch rechtlose Ausgestoßene. Über das Versagen der Politik und der Presse, sowie insbesondere der Intelektuellen möchte ich hier nicht reden, zu offensichtlich und schmerzhaft ist dieses Versagen. Das Ärzte schon immer anfällig waren für totalitäre Strömungen, hat der deutsche Faschismus gezeigt. Dazu gibt es erschreckende Untersuchungen. Hannah Arendt wollte nach ihren Erfahrungen als intellektuelle Jüdin in Deutschland nichts mehr mit Intelektuellen zu tun haben und nie mehr Intelektuelle genannt werden. Hüten wir uns vor den selbsternannten Intelektuellen und Experten, vor Menschen, die keine andere Meinung zulassen, weil nur sie wissen, was richtig ist.
“Experten sind definitionsgemäß die Diener der Mächtigen: Sie denken nicht wirklich, sie wenden ihr Wissen nur auf die von den Mächtigen definierten Probleme an.”
Letztendlich bleibt auf der Grundlage der Informationen, über die wir heute verfügen, nur die Schlussfolgerung, dass die Pandemie von langer Hand geplant wurde.
Warum, fragst Du? Darüber könnten wir lange diskutieren. Entscheidend ist für mich erst einmal die Anerkennung der Tatsache, dass aufgrund der offiziell zur Verfügung gestellten Daten eindeutig belegt ist, dass es keine Pandemie gab. Da der Virus in Litauen kein anderer als in Deutschland gewesen sein kann, gilt das auch für Litauen.
Lies bitte die Zusammenfassung von Prof. Homburg, die ja Auslöser dieses langen Briefes war.
Trotzdem will ich eine Antwort auf das „Warum?“ versuchen, weil sie sich die Frage natürlich stellt. Alle Informationen kannst Du -zumindest noch- leicht im Internet finden.
Unsere Zivilisationsgeschichte ist davon geprägt, dass es in allen Zeiten eine kleine Zahl Mächtiger und eine große Zahl einfacher Menschen gab. Sobald diese einfachen Menschen verstehen, dass diese Konstellation große Nachteile für sie mit sich bringt, müssen die wenigen Nutznießer oben, die ihre Macht und die damit verbundenen Privilegien natürlich behalten wollen, etwas unternehmen. Dazu kommt, dass Ordnungen nur dann bestehen können, wenn sie sich im Gleichgewicht befinden. Das ist offensichtlich nicht der Fall, wenn fünf (!) Menschen so viel besitzen wie die Hälfte der Menschheit (Oxfam).
Sehr erhellend in diesem Zusammenhang: die Vorträge von Prof. Rainer Mausfeld, dessen Vortrag „Warum schweigen die Lämmer?“ aus der Zeit vor Corona mehrere Millionen Aufrufe hatte, weil er in Worte fasste, was die Menschen in ihrem Alltag spürten. Noch kann man diese Vorträge auf Youtube sehen, allerdings ist die riesige Anzahl der Aufrufe nicht mehr sichtbar (ich erinnere mich sicher, dass es für den genannten Vortrag mehr als drei Millionen waren).
Wahrscheinlich würde Mausfeld Slavoj Žižeks folgender Aussage zustimmen.
“Das Nichtstun ist nicht leer, es hat eine Bedeutung: Ja zu bestehenden Herrschaftsverhältnissen sagen.”
Mausfeld zeigt unmissverständlich, dass die Mächtigen historisch gesehen nur durch Druck von unten dazu gebracht werden konnten, ihre Privilegien aufzugeben. Nehmen wir die Demokratie als etwas Selbstverständliches, haben wir sie schon verloren. Zudem weist er auf zwei wichtige Merkmale der Demokratie hin: die wirkungsvolle Einhegung von Macht und die Befreiung ihrer Bürger von Angst.
Meine persönliche Erfahrung zur zunehmenden Ungleichheit: Ich wurde 1970 als viertes von fünf Kindern in einer Arbeiterfamilie geboren. Mein Vater verdienter als normal ausgebildeter Arbeiter bei „Claas“ (die mit den grünen Mähdreschern) genug, um seine Familie zu ernähren und ein Haus zu bauen. Als auch das letzte ungeplante Kind (ich war das erste) Kind in die Schule kam -ich war nicht im Kindergarten, in unserer Straße gab es viele Kinder wie mich- fing meine Mutter, die ausgebildete Schneiderin war, wieder an, zu arbeiten. Als Putzfrau. Weil sie unabhängig sein und zum Familienhaushalt beitragen wollte. Sie musste es nicht wegen ökonomischer Zwänge! Das ist heute undenkbar, und dass, obwohl wir immer produktiver werden. Wo gibt es noch eine Familie (das gilt weltweit dort, wo die „freie“ (!) Marktwirtschaft gesiegt hat, Deutschland und Litauen sind da keine Ausnahme), bei der die Frau nicht mitarbeiten muss und sich als Folge nicht mehr so um ihre Kinder kümmern kann, wie es früher selbstverständlich war? Ist es nicht auffällig, dass die Frage nach den Gründen öffentlich nicht gestellt wird? Obwohl alle normalen Menschen deutlich spüren, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich immer mehr zu ihren Ungunsten verschiebt.
Ich höre schon den Aufschrei: Willst Du den Frauen das Recht auf Arbeit und Selbstverwirklichung absprechen? Nein, dass will ich nicht, auch wenn ich das Konzept der Selbstverwirklichung, die fast immer mit Vereinzelung und Konkurrenz einhergeht, nie richtig verstanden. Aber das ist ein Thema für ein anderes Mal.
Was bleibt der kleinen Schicht der Ultrareichen und Ultra-Privilegierten? „Sanfte“ Kontrolle über unsere Köpfe mit Hilfe der Medien oder, wenn das nicht hilft, „harte“ Kontrolle. Dazu altbekannte Strategien wie „Teile und herrsche“, die dazu führen, dass wir mehr und mehr vereinzelt werden. Zudem wird uns „eingeimpft“, dass wir selbst schuld sind, wenn wir nicht erfolgreich sind. Das ist eine Lüge. Für die Mächtigen und ihre Vasallen in Politik und Wirtschaft ist nichts gefährlicher als die Erkenntnis der wahren Ursachen für unsere „Knechtschaft.“
Historisch gesehen ist der Staat immer Instrument der herrschenden Kaste gewesen. Übrigens glaubte ich schon vor der „Plandemie“ nicht mehr, dass wir in einer Demokratie leben. Das beweist z.B. das preisgekrönte Buch “Affluence and Influence: Economic Inequality and Political Power in America. Why policymaking in the United States privileges the rich over the poor” von dem Princeton-Professor Martin Gilens, der als Erster den Zusammenhang von sozialen Klassen und politischer Entscheidungsfindung in den USA untersuchte. Sein wohl wichtigster Befund: die Chance, dass der politische Willen der Mehrheit umgesetzt wird, wenn sie etwas anderes will als die oberen 10 Prozent (z.B. keinen Krieg oder eine gerechte Steuerpolitik), liegt faktisch gesehen bei Null. Gilens zeigt, dass sich die absolute Mehrheit (über 60%) bei Themen, die in ihrem Interessen sind, über einen Zeitraum von 25 Jahren nicht ein einziges mal politisch durchsetzen kann. Leben wir dann in einer Demokratie? Die Antwort mag sich jeder selbst geben.
All das hatte Louis D. Brandeis (1856-1941), herausragende Persönlichkeit der Rechtsprechung und des Justizwesens, der maßgeblich an der Gestaltung der modernen amerikanischen Rechtssprechung beteiligt war, schon früh festgestellt.
„Wir müssen uns entscheiden: Wir können eine Demokratie haben oder konzentrierten Reichtum in den Händen weniger – aber nicht beides.”
Louis D. Brandeis
Die gleiche Untersuchung wurde 2015 von der „sozialdemokratischen“ Regierung in Deutschland für den sog. „Armutsbericht 2016“ in Auftrag gegeben von der “sozialen” Minsterin Andrea Nahles. Wiederum mit einer hervorragenden Datenbasis und durchgeführt von guten und finanziell unabhängigen Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Schäfer. Einziger Unterschied: der untersuchte Zeitraum betrug „nur“ 17 Jahre, von 1998 bis 2015. Dasselbe Ergebnis: die Mehrheit hat in unseren „Demokratien“ nichts zu sagen, wenn ihre Wünsche „denen da oben“ nicht passen. Konsequenzen aus diesen niederschmetternden Erkenntnissen: keine. Die fürwahr skandalösen und einer Demokratie unwürdigen Ergebnisse wurden auf einer der letzten Bundestagssitzungen im Sommer vor den Ferien „nebenbei“ vorgestellt und von der Presse (wem gehört die eigentlich?!) nicht aufgenommen. Passenderweise hatte es auch noch in Strömen geregnet.
Einen kleinen Eklat gab es nur deshalb, weil die Bundesregierung die Ergebnisse dreist zu ihren Gunsten umschreiben wollte. Welche Regierung -auch wenn so gut wie niemand darüber berichtet und es keiner merkt- will schon, das ihr begründet nachgewiesen ist, dass sie ausschließlich für die Interessen der Herrschenden arbeitet. Ausführlich nachlesen kann man das hier. Der bekannte -und machmal überraschend offene- deutsche Politiker Horst Seehofer hat es auf den Punkt gebracht: “Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.”
Dem ist nichts hinzuzufügen. Oder doch: unsere grünen Spitzenpolitiker -Außenministerin Habeck und Wirtschaftsminister Habeck- haben mittlerweile die Frechheit, offen zuzugeben, dass ihnen die Meinung ihrer Wähler egal ist. Dass sie nicht in der Lage sind, ihre fürwahr wichtigen Aufgaben zu erfüllen, haben sie mehrfach unter Beweis gestellt.
Aber wie schwer es für meine litauischen Studenten ist, das zu akzeptieren (nein, auch diese Ergebnisse können nicht mit Argumenten widerlegt werden, andernfalls hätte die Bundesregierung die Ergebnisse ja nicht einfach umgeschrieben), musste ich mehrmals erfahren. Es war für diese wunderbaren klugen jungen Litauer einfach „undenkbar“, dass im Anschluss an den „schrecklichen“ Kommunismus die Demokratie ebenfalls ein faules Ei ist.
“Das wichtigste Medium für eine solche kollektive Hypnose ist natürlich die Sprache. Wer die Sprache beherrscht, also die Begrifflichkeiten und Kategorien, in denen wir über gesellschaftlich-politische Phänomene nachdenken und sprechen, hat wenig Mühe, auch uns zu beherrschen. „Mit Hilfe der Sprache hält man das Denken in Schach.“
Prof. em. Rainer Mausfeld, Vortrag: Warum schweigen die Lämmer?
Diese klugen jungen Menschen waren es auch, die unisono gegen Volksabstimmungen (Referenden) waren, angeblich weil die Mehrheit der Bürger nicht in der Lage (d.i. zu ungebildet) sei, für ihre Interessen einzustehen. Auch dass ist nachgewiesenermaßen falsch. „Einfache“ Menschen treffen genauso gute (oder schlechte) Entscheidungen wie professionelle (?!) Politiker. Es gibt nur einen wesentlichen Unterschied: Politiker können besser erklären, warum sie schlecht entschieden haben. Davon hängt schließlich ihre Existenz ab. All das hat Paul Schreyer in seinem lesenswerten Buch „Was fürchten die Eliten“ schon vor Corona beschrieben. Lesenswert sind auch seine Überlegungen zum „Tiefen Staat“.
Mausfeld hat übrigens gerade ein neues Buch herausgebracht. In der Vorstellung des Buches heißt es:
“Macht drängt nach mehr Macht und Reichtum nach mehr Reichtum, eine Dynamik, die den Zusammenhalt einer Gesellschaft gefährdet und sie zu zerstören droht: Dies ist eine der frühesten Einsichten der Zivilisationsgeschichte. Macht bedarf daher stets einer robusten Einhegung. Das bedeutendste Schutzinstrument für eine Zivilisierung von Macht stellt die egalitäre Leitidee der Demokratie dar. Der Psychologe Rainer Mausfeld zeigt in seinem neuen Buch „Hybris und Nemesis. Wie die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt“ entlang historischer Linien auf, dass der Begriff der Demokratie seiner ursprünglichen Bedeutung beraubt worden ist und heute als Demokratierhetorik für Herrschaftszwecke missbraucht wird. Dadurch ist es in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Entzivilisierung von Macht gekommen, deren psychische, gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen die menschliche Zivilisation insgesamt bedrohen.“
Kurz: es ist mehr als zweifelhaft, dass wir in einer echten Demokratie leben, und es gibt eine unvorstellbare reiche kleine Gruppe von Menschen, die die Entscheidungen treffen. Es ist bestenfalls naiv, ein treffenderes Wort wäre „dumm“, etwas anderes anzunehmen.
Und diese Menschen haben mehrfach öffentlich davor gewarnt, dass es zu viele Menschen auf diesem Planeten gibt. Dass sie zudem zu großen Teilen Anhänger der Eugenik sind, möge jeder selber recherchieren oder bei Tom-Oliver Regenauer und James Corbett nachlesen. Von der ganzen woken LGBT-Debatte und der Klimahysterie will ich gar nicht erst anfangen. Wer will:
Wer sich in das Thema Eugenik vertiefen möchte, dem sei James Corbett empfohlen:
Natürlich brauchen wir einen anderen Umgang mit der Welt, aber dafür müssen wir uns darüber klar werden, wer für die größten Probleme verantwortlich ist. Genausowenig, wie wir den Faschismus verstehen können, wenn wir über die Wirtschaftsform schweigen, in der er entstehen konnte, können wir unsere Umweltprobleme lösen, ohne ihre Ursachen zu erkennen. Ich will hier nur zwei zentrale Herausforderungen nennen.
Sich auflösende Verantwortung (difusing responsibility)
Als Beispiel Aktiengesellschaften als vorherschende Wirtschaftsunternehmen: diese wurden Ende des 19. Jahrhunderts in den USA gegründet, um größere Projekte wie z.B. einen Brückenbau zu ermöglichen, ohne die finanzielle Existenz der Beteiligten zu bedrohen. Im Laufe der Zeit ist daraus eine Unternehmensform geworden, in der weder die Aktionäre noch die CEOs wirkungsvoll zur Verantwortung gezogen werden können. Ohne Verantwortung und einhergehender Haftung verhält sich in einer Welt, in der einzig Gewinn zählt, niemand verantwortungsbewusst. Das gilt übrigens auch für unsere Politiker, die für ihre (bewusst) angerichteten Schäden nicht haftbar gemacht werden können.
Ein Geldsystem, das die Ungleichheit verstärkt
Unser Geldsystem verlangt dadurch, dass es Zinsen gibt, unendliches Wachstum. Unendliches Wachstum gibt es nirgendwo in der Natur: alles entsteht und vergeht, alles andere ist wider die Natur. Unendliches Wachstum muss sich zwangsläufig alles aneignen bzw. in Geld umwandeln und zerstören. Zudem sorgt es automatisch dafür, dass das Geld von unten nach oben fließt. Dafür braucht es mittlerweile keine Belege mehr. Gelderzeugung darf nicht länger in den Händen von privaten Unternehmen liegen, sondern muss von Staat im Interesse seiner Bürger geregelt werden.
Jedes Zinssystem verlangt unendliches Wachsstum. Wollen wir einen vernünftigen und schonenden Umgang mit der Welt, dann muss dieses erst einmal bewusst gemacht werden. Als Folge muss das zerstörerische und Ungleichgewicht verstärkende Geldsystem in ein Vollgeldsystem überführt werden, das allen dient. Solch ein Vollgeldsystem unter der Kontrolle von echten demokratischen Strukturen wurde z.B. in dem enstprechenden Referendum in der Schweiz gefordert. Wir brauchen ein Systen, das Gleichgewicht erzeugt.
Film- und Lektüretipp: „Das Wunder von Wörgl“.
Merkwürdig, dass es über diese zentralen Herausforderungen keine öffentliche Diskussion gibt und gleichzeitig digitale Währungen, die die vollständige Kontrolle ermöglichen, immer offener gefordert werden. Alternativen werden nicht gezeigt.
Ich komme mit Hannah Arendt zum Ende. „Die Welt“, sagte sie 1959, als sie in Hamburg den Lessingpreis erhielt, „liegt zwischen den Menschen, und dies Zwischen – viel mehr als, wie man häufig meint, die Menschen oder gar der Mensch – ist heute Gegenstand der größten Sorge und der offenbarsten Erschütterungen in nahezu allen Ländern der Erde Mehr und mehr Menschen in den Ländern der westlichen Welt, die seit der Antike die Freiheit von Politik als eine der Grundfreiheiten begreift, machen von dieser Freiheit Gebrauch und haben sich von der Welt und ihren Verpflichtungen in ihr zurückgezogen.“
Nicht nur wir Deutschen haben schmerzhaft erfahren, dass wir die Vergangenheit nicht verdrängen können. Unterbewusst arbeitet sie in uns und wird an die folgenden Generationen weitergegeben. Wenn wir diesen Teufelskreislauf aufbrechen und dieses „Zwischen“ -dass die Grundlage aller Freundschaft, Schönheit und Menschlichkeit ist- wiederbeleben wollen, müssen mir miteinander reden. Und dann gemeinsam handeln. Dazu brauchen wir Optimismus, wie ihn Charles Eisenstein in seinem hellsichtigen Essay “Die Krönung” zu Beginn der Plandemie zum Ausdruck brachte:
“Keines der Probleme unserer Welt ist technisch schwer zu lösen; sie rühren von der Uneinigkeit der Menschen her. Wenn die Menschheit kohärent handelt, sind ihre kreativen Kräfte grenzenlos.”
Was denkst Du?
Auf die Welt zwischen den Menschen!
Dein Andreas
PS: was mich in den schweren letzten fast vier Jahren gerettet hat, waren die vielen wunderbaren neuen Menschen, die ich kennenlernen durfte und die mein Leben so wunderbar bereichert haben. Natürlich haben wir uns hinter geschlossenen Vorhängen getroffen. Was waren das für denkwürdige Abende! Meine geliebte Spunka-Kneipe, aus der man mich – und das hat mich tief getroffen – wegen meiner impfkritischen Haltung schon vor Beginn des Lockdowns verbannt hatte, war für mich verschlossen. Heute Abend werde ich in ihr auf das Wohl dieser neuen Freund trinken. Das allerletzte Wort gebührt Hannah Arendt: Für die Vergangenheit bleibt uns nur, zu verzeihen, für die Zukunft: zu Versprechen.
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